Partizipation der Kinder am Schulleben
Wir möchten, dass sich unsere Kinder zu selbstbewussten, verantwortungsvollen, souveränen Persönlichkeiten entwickeln.
Die Grundlage bildet ein Lebensumfeld, das dem Kind individuelle Entwicklungschancen bieten sowie ein Lebensraum Schule, in dem sich das Kind wohlfühlt.
Wir möchten, dass sich die Kinder unserer Schule aktiv an Lernen in der Schule beteiligen.
Das Erlernen von selbstbestimmtem Handeln, die Befähigung zur Artikulation eigener Interessen, die Stärkung der Ich-Kompetenz, die Ausbildung von Sozialkompetenz und Toleranz, die Ausbildung von Kritik- und Kommunikationsfähigkeit sowie Zivilcourage sind in diesem Zusammenhang wichtige Ziele.
Partizipation heißt, Kinder mitbestimmen zu lassen, was sie in ihrem Lebensalltag als Herausforderung wahrnehmen, Lösungsansätze zu entwerfen und Entscheidungen zu treffen.
Beteiligung verstehen wir als:
Partizipation bedeutet für alle im Prozess Befindlichen, Verantwortung zu übernehmen aber auch Verantwortung abzugeben.
Die meisten Entscheidungsräume liegen in der Schule in der Hand von Erwachsenen. Es obliegt ihnen, Räume zu öffnen und Partizipation zuzulassen. Dazu gehört Mut, Vertrauen und Zutrauen.
Es braucht den Mut der Erwachsenen, eingefahrene Denkstrukturen zu verlassen und neue Wege einzuschlagen. Dazu muss das Selbst- und Rollenverständnis überdacht und verändert werden.
Es braucht das Vertrauen der Erwachsenen, dass Kinder für sich und andere Verantwortung übernehmen und tragen können.
Es braucht das Zutrauen der Erwachsenen, dass Kinder befähigt werden können, Probleme zu lösen, Entscheidungen zu treffen und Konsequenzen für ihr Handeln zu tragen.
Täglich bieten sich im Unterrichts- und Schulalltag vielfältige Möglichkeiten der Partizipation:
Teilhabe -z.B. freie Wahl der Pausenangebote, Kursangebote, Bearbeitung von Tages- Wochenarbeitsplänen (Matherad)
Teilnahme – z.B. an vorbereiteten Aktionen und Projekten(Kinderflohmark, kulturstrolche, Waldtag, freiwillige Wettbewerbe)
Mitwirkung – z.B. Befragung der Kinder zum Wohlbefinden im Bildungshaus Weerth-Schule, Kritikgespräch beim Caterer, „Schmeckt mir-schmeckt nicht-Kladde“
Mitbestimmung –z.B. Gestaltung von Klassenfesten, Schulhofgestaltung in Form von Zukunftswerkstätten, Auswahl von Referatsthemen im Unterricht
Selbstbestimmung – z.B. eigenständiges Einstudieren eines Trommelwirbels für die Verabschiedung der Viertklässler
Partizipationsmethoden wird im Unterrichts- und Schulalltag z.B. in folgenden Phasen erprobt:
Die Pausenengel
Die kreative und gewaltfreie Gestaltung der Pausen stellt ein wichtiges Wohlfühl-Element für die Kinder unserer Schule dar.
Kinder der 3. und 4. Schuljahre können sich von der Schulsozialarbeiterin zu Pausenengel ausbilden lassen.
In der Draußenpause unterstützen sie als ausgebildete Streitschlichter/innen ihre Klassenkameraden beim fairen Spiel. Kindern, die keinen Spielpartner finden, versuchen sie an der „Haltestelle“ einen Kontakt zu vermitteln. Sie achten darauf, dass Konflikte friedlich geklärt werden. Dazu können sich die Pausenengel jederzeit Hilfe durch die aufsichtführenden Lehrkräfte holen. Die Aufsichten und die Pausenengel tragen eine Warnweste, um sie schnell erkennen und ansprechen zu können.
Die Klassensprecher
Mit der Wahl zum Klassensprecheramt machen die Kinder erste Erfahrungen mit demokratischen Vorgängen. Eine kind- und altersgerechte Gestaltung des Wahlverfahrens bildet einen ersten Schritt hin zu einer demokratischen und sozialen Lernkultur, an der sich die Kinder gerne beteiligen.
Die Wahl erfolgt jährlich, zu Beginn des Schuljahres bis spätestens 3 Wochen nach Schulbeginn.
Damit das Klassensprecheramt effektiv ausgeführt werden kann, sollte die Klasse die Funktion eines Klassensprechers gut kennen. Dazu sollte mit der Klasse im Vorfeld der Wahl über die Aufgaben und Rechte eines Klassensprechers gesprochen worden sein. Sinnvolle Arbeitsmaterialien (z.B. Arbeitsblatt) liegen in einer Praxismappe als Anregung(siehe Anlage) bereit.
Pro Klasse werden 2 Sprecher/innen geheim gewählt. In Jahrgang 1 werden die Sprecher/innen im 2. Halbjahr des 1. Schuljahres gewählt.
Die Kinder können sich selbst zur Wahl stellen oder von Mitschüler/innen aufgestellt werden. Das Einverständnis der Kinder ist die Voraussetzung für die Wählbarkeit.
Sie sind Mitglied im Kinderrat und vertreten dort die Interessen der Klassenkameraden.
Der Klassenrat
Wöchentlich in allen 20 Klassen stattfindende Gesprächsrunde, in der Anliegen der Klassengemeinschaft (Projekte, Dienste, Regeln, Probleme, Konflikte) besprochen und möglichst einvernehmliche Lösungen gefunden werden. Die Gesamtverantwortung liegt bei der Erzieherin der Klasse oder bei der Klassenlehrerin. Die Moderation liegt in Jahrgang 1 noch schwerpunktmäßig bei der Lehrkraft, einzelne Kinder übernehmen zunehmend die Gestaltung des Gesprächskreises (ab Jahrgang 2).
Der Klassenrat ist ein Instrument der Demokratie in der Klasse. Er hilft, den Umgang miteinander, das Lernklima, die Klassenkultur und die Schulkultur zu verändern.
Themen können mündlich eingebracht werden oder auf dem „Mein Anliegen-Zettelchen“ angemeldet werden.
Mögliche Themen des Klassenrates können sein:
Konfliktsituationen
Umgangsformen
Ideen und Wünsche der Kinder (auf das Klassen/Schulleben bezogen)
Der Ablauf des Klassenrates ist stark ritualisiert, folgende Elemente können genutzt werden:
Eröffnung der Sitzung und Positivrunde
Überprüfung/Rückmeldung zu den Beschlüssen
Rückmeldung aus dem Kinderrat (Inhalte und Beschlüsse)
Abfrage der zu klärenden Anliegen
Besprechung der Anliegen
Lösungsversuche und Vereinbarungen
Der Kinderrat
Der Kinderrat ist das höchste Gremium zur Mitbestimmung der Kinder.
Der Kinderrat ist ein wichtiger Trainingsplatz für demokratisches Handeln. Hier können die Kinder die positiven Erfahrungen machen, dass sich mitreden-mitdenken-mitgestalten im Bildungshaus Weerth-Schule lohnt.
Der Kinderrat setzt sich aus den Klassensprecher/innen aller Klassen zusammen. Die Gesamtverantwortung liegt bei einer Lehrkraft und der Schulsozialarbeiterin.
Die Themen des Kinderrates orientieren sich an den Interessen und Bedürfnissen der Kinder.
Der Kinderrat ist stark ritualisiert: Er findet dreiwöchig im gleichen Klassenraum statt. Die Gesprächs- und Sitzungsregeln haben eine klare Struktur, es gibt für das Kreisgespräch einen Zeitwächter, einen Schriftführer und eine Gesprächsleitung.
Gegen Sitzungsende werden Handlungsverabredungen für die nächste Sitzung getroffen.
Die thematisierten Inhalte und Ziele werden in einem Protokoll dokumentiert. Dieses erhalten alle Klassen zeitnah ausgehändigt.
Der Kinderrat wird außerdem bei der Organisation kleinerer schulischer Anlässe (z.B. Gästeführung durchs Haus) ein bezogen.
Im Klassen- und Kinderrat wird auf das Einhalten folgender Gesprächsregeln besonderen Wert gelegt:
Kindersprechstunde bei der Schulleiterin
Um in der Klasse, im Klassenrat oder im Kinderrat Entscheidungsprozesse anregen zu können, benötigen Kinder eine gesicherte Informationslage. Sie können sich dazu an das Klassenleitungsteam oder an die für den Kinderrat zuständige Lehrkraft wenden. Klasseninterne Fragen können auf diese Weise thematisiert und Lösungsansätze gefunden werden.
Um in Kinderrat einen guten Infofluss zu gewährleisten, steht die Schulleitung im engen Austausch mit dem Kinderrat (Lehrkraft und Kindern). Die Mitglieder können die Schulleitung oder andere „Fachleute“ jederzeit in ihre Gesprächsrunde einladen (z.B. Bauleitung Baumhaus, um Sachstand zu erläutern).
Für Einzelgespräche und/oder Nachfragen steht die Kindersprechstunde zur Verfügung. Während der großen Pause sowie zu Beginn einer 3. Stunde können Kinder im Schulbüro Fragen stellen, Informationen einholen, Vorschläge einbringen etc.
Diese Gesprächsinhalte können im Klassenrat, Kinderrat, für die Kinderzeitung oder in der Lehrerkonferenz weiter bearbeitet werden.
Kinderzeitung Ferdinand Flitzer
Diese Arbeitsgemeinschaft bietet den Raum für die eigene kreative, sprachliche Verarbeitung von Themen und Ideen. Im Austausch mit anderen „Redakteuren“ werden aktuelle Themen des Schullebens aufgegriffen und verarbeitet oder Interessenbereiche der Gruppe/des Einzelnen verfolgt.
Arbeitsteilig wird geschrieben, gemalt, fotografiert, getippt, gedruckt etc.
8-wöchig kommt eine aktuelle Ausgabe auf den Markt, diese verkaufen die Produzenten in der Schule.
Im Austausch mit dem Kinderrat stehend können aktuelle Schulinformationen an alle interessierten Leser/innen der Schule verbreitet werden, Sprache wird als Kommunikationsmittel aktiv genutzt und zur Erschließung des Lebensumfeldes des Kindes genutzt. Durch die Veröffentlichung erhält das Engagement der Redakteure eine wichtige Wertschätzung.
Die Mitarbeit an einer Zeitung für Kinder unterstützt den partizipatorischen Ansatz zum Mitdenken und kreativen Mitwirken am eigenen Lebensumfeld.
Schulparlament
Das Schulparlament soll zum Schuljahr 2017/18 eingerichtet werden. Es setzt sich aus den Vertreter/innen der Klassen und der Schulleitung zusammen. Die Schülervertreter/innen sind stimmberechtigt, die Schulleitung hat beratende Funktion.
Die Teilnehmer/innen werden eine Woche zuvor von der Schulleitung schriftlich eingeladen.
Das Schülerparlament kann Anträge an die Lehrerkonferenz stellen. Dieses befindet über die Umsetzbarkeit des Antrages und bewilligt bzw. verwirft ihn unter Angabe von Gründen.
Ggf. wird der Antrag an die Schulkonferenz weitergeleitet.
Kinder des Schülerparlamentes/Kinderrates können ggf. an Schulkonferenzen teilnehmen.
Partizipation der Eltern am Schulleben
Wir verstehen uns als Partner der Eltern und vertrauen auf deren Mitarbeit in unserer Schule. Diese Bildungs- und Erziehungspartnerschaft ist mit einer Demokratisierung der Beziehung zwischen Lehrer/innen und Erzieher/innen und Eltern verknüpft, die Zusammenarbeit erfolgt „auf Augenhöhe“.
Wir wünschen uns einen dynamischen Kommunikationsprozess, dieses setzt gegenseitiges Vertrauen und Respekt voraus.
Schule und Elternhaus versuchen, ihre Erziehungs- und Bildungsziele, -methoden und
-bemühungen aufeinander abzustimmen, den Erziehungs- und Bildungsprozess gemeinsam zu gestalten, sich wechselseitig zu ergänzen und zu unterstützen.
Elternpartizipation betrifft nicht nur die klassischen Bereiche der Mitwirkung, wie z.B. die Organisation von Schulfesten oder die Unterstützung bei Ausflügen.
Elternpartizipation bedeutet insbesondere: Die Mitwirkung an der Schul- und Unterrichtsentwicklung. Das ganztägige Lernen bietet dazu vielfältige Chancen der gemeinsamen Gestaltung.
Die Grundlage bildet eine frühzeitige Information der Eltern und ein regelmäßiger Austausch zwischen der Elternvertretung und der Klassen- bzw. Schulleitung.
Ein aktives Mitsprache- und Entscheidungsrecht in Arbeitskreisen, Beratungen und Konferenzen unterstreicht die Bedeutsamkeit elterlicher Positionen im Schulalltag und soll nicht auf wenige Elternstimmen bei Entscheidungsprozessen beschränkt sein.
Dazu müssen die Themen der Eltern zeitnah aufgegriffen und gemeinsam diskutiert werden können.
Mitwirkungschancen durch Gremienarbeit im Bildungshaus Weerth-Schule:
Beteiligungschancen durch aktive Teilnahme im Bildungshaus Weerth-Schule:
Teilnahmechancen durch beteiligungsorientierte Projekte nutzen
Informationschancen durch wertschätzende Kenntnisnahme nutzen
Hier können Sie ein tolles Heft für Kinder bestellen: " Demokratische Regeln - jetzt versteh ich das! Welche Regeln haben mit Demokratie zu tun? Warum braucht die Demokratie Regeln? Wie funktioniert Demokratie in der Schule? Wer Antworten auf diese Fragen sucht, findest hier den richtigen Linktipp:
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